Viele löffeln ihre Frühstücks-Cerealien jeden Morgen mit bestem Gewissen und in dem guten Glauben, etwas für ihre Gesundheit zu tun. Dabei erweisen sich manche Müsli-Fertigmischungen bei genauerer Betrachtug als ziemlich wertlose Kalorienbomben.
Wie das Müsli „entdeckt“ wurde
„Wem an seiner Gesundheit liegt, der esse morgens einen Brei aus Getreideschrot“, soll angeblich der griechische Mediziner Diokles von Karystos vor mehr als 2.000 Jahren im antiken Griechenland empfohlen haben. Dahinter steckt das Wissen, dass Getreide eines der wertvollsten Nahrungsmittel ist. Und so trat der Getreidebrei aus dem vollen Korn seinen Siegeszug durch Europa an. Das änderte sich, als es immer mehr in Mode kam, das Getreide in großen Mühlen zu mahlen. Die Epoche des Mehls brach an. Dass gerade die Randschichten des Korn, die bei dessen Herstellung entfernt werden, wertvoll sind, war damals kaum bekannt. In ihnen stecken die Ballaststoffe, die Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine.
Wiederentdeckt wurde der Wert des vollen Korns durch den Schweizer Arzt Oskar Bircher-Benner Anfang des 20. Jahrhunderts. Auf einer Wanderung hatte er beobachtet, woraus die Bauern in den Bergen ihre Kraft schöpfen: aus einem Brei aus gequollenem Getreide, geriebenen Äpfeln, Zitronensaft, Nüssen und Kondensmilch. Sie nannten diese Mischung „Müsli“ – als Koseform des Wortes „Mus“.
Was heute in den Regalen der Supermärkte steht, hat mit dem ursprünglichen Vollkorn-Getreide-Brei nur noch wenig gemeinsam. Die Verbraucherzentrale Bremen hat rund 60 Fertig-Müslis und Cerealien getestet – mit einem wenig berauschenden Ergebnis. Viele der Mischungen bestehen zu einem Viertel aus Zucker. Pro 100 Gramm entspricht das 15 Stück Würfelzucker. Besonders vorsichtig sollten Verbraucher bei allem sein, was knuspert: dahinter steckt ein Mix aus Getreide, Zucker und oft minderwertigen Fetten.
Je weniger Zutaten, desto besser
Der beste Rat beim Müslikauf ist die Länge der Zutatenliste: Je weniger Ingredienzien ein Müsli hat, desto besser, empfehlen die Experten von der Verbraucherzentrale. Wichtig ist vor allem ein hoher Vollkornanteil. Auf der Zutatenliste ist das gut zu erkennen unter der Bezeichnung „Vollkornflocken“ – beispielsweise aus Hafer und Weizen. Hinter der Bezeichnung „Flakes“ oder „Pops“ verbergen sich dagegen in aller Regel hoch verarbeitete Getreide- und Reisprodukte mit zweifelhaftem Wert für die Gesundheit.
Wie man Müsli selber zubereitet
Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann sich sein Müsli ganz leicht in wenigen Minuten selbst mischen. Eine Vollkorn-Flockenmischung ist die gesunde Basis. Hinzu kommen einige Nüsse, Joghurt und frische Früchte. Durch das Obst erhält das Müsli die nötige Süße – Extra-Zucker ist dann meist gar nicht mehr nötig. Bircher ist dabei noch heute in aller Munde: Hunderte verschiedene Rezeptvarianten stehen für die Vielfalt, die die „Mutter aller Müslis“ möglich macht. Das folgende Rezept ist eine Adaption, die dem sehr nahe kommt, was Bircher-Benner vor über einhundert Jahren den Schweizern empfahl: Vier Esslöffel Haferflocken mit 150 Milliliter Milch verrühren. Abgedeckt im Kühlschrank über Nacht quellen lassen. Einen kleinen Apfel abspülen, trocken reiben und auf einer Rohkostreibe grob reiben. Den Apfel, einen Esslöffel gehackte Haselnüsse und – je nach Geschmack – einen Teelöffel Honig unter die Haferflocken rühren. Ist das Bircher Müsli zu fest, können Sie noch etwas warme Milch zum Essen unterrühren.
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