Der oder dem einen schlägt Stress auf den Magen, die oder der andere futtert hemmungslos. Beiden Esstypen können unterschiedliche Ansätze der Stressbewältigung helfen, aus dem jeweiligen Kreislauf auszubrechen.
Knapp ein Viertel der Bevölkerung betroffen
„Ich esse öfter mal aus Stress oder Frust“ – das gaben 30 Prozent der Frauen, 17 Prozent der Männer und damit insgesamt 23 Prozent der Bevölkerung im Rahmen einer repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa zum Besten. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in der TK-Studie zur Ernährung 2017 „Iss was, Deutschland.“ Weitere Erkenntnisse: Mit steigendem Alter nimmt die Stress-Frust-Ess-Tendenz ab. Wichtigster Stressfaktor ist die Arbeit.
Essen wird zur Nebensache
Ob morgens in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit, mittags zwischen zwei Terminen am Schreibtisch oder abends vorm Fernseher – für viele Menschen ist Essen zur Nebensache geworden. Als Grund dafür wird nicht selten der alltägliche Stress genannt. Genuss und Wertschätzung bleiben dabei allerdings auf der Strecke und auch die Auswahl und Zusammensetzung des Essens finden wenig Beachtung.
Wenn man nachfragt, wie sich Stress auf das persönliche Ess- und Trinkverhalten auswirkt, kristallisieren sich unterschiedliche Verhaltensweisen heraus.
Stressesser
Es gibt so genannte Stressesser, die hemmungslos futtern und fett- und zuckerreiche Speisen in kurzer Zeit verschlingen. Sie neigen dazu, bei Dauerstress Übergewicht zu entwickeln.
Stresshungerer
Sogenannte Stresshungerer schlagen Kummer, Ärger oder Hektik auf den Magen. Sie leiden unter Appetitlosigkeit und Übelkeit und verlieren bei anhaltendem Stress häufig an Gewicht.
Bei beiden Gruppen spielt auch die Art und Intensität des stressauslösenden Faktors eine wichtige Rolle. Extreme Stressoren führen häufig dazu, dass der Betroffene weniger isst. Leichte stressauslösende Faktoren und interpersonaler Stress, wie Zurückweisung oder Einsamkeit, führen eher zum Überessen. Die zwei Esstypen geraten in einen Stresskreislauf, aus dem es auszubrechen gilt. Folgende Ansätze des Stressmanagements können hierbei helfen:
• Der instrumentelle Ansatz dient dazu, den Auslöser für den Stress auszuschalten, beispielsweise durch Delegieren oder „Neinsagen“.
• Beim kognitiven Stressmanagement werden Faktoren ausgeräumt, die den Stress stärken, indem das Verhalten hinterfragt und in förderliche Verhaltensweisen umgewandelt wird, zum Beispiel die neuen Aufgaben als Herausforderung zu betrachten.
• Die regenerative Stressbewältigung hilft, negative Emotionen wie Angst zu mildern und durch positive Gefühle wie Freude zu ersetzen, zum Beispiel durch Musik, durch ein Entspannungsbad oder durch Sport.
Diese verschiedenen Strategien der Belastungsbewältigung sind im Rahmen einer längerfristigen Beratung sinnvoll. Kurzfristig helfen ein paar Tipps. Stressessern ist beispielsweise zu empfehlen, Gemüsesticks zu knabbern oder – wer es mag und nicht Hunger davon bekommt – zuckerfreies Kaugummi zu kauen. Denn häufig beruhigt sie nicht das Essen an sich, sondern das Kauen. Stresshungerern fällt es unter Druck leichter, flüssige oder weiche Lebensmittel zu essen, wie püriertes Obst, Buttermilch, Joghurt oder ein Glas Saft. Diese Lebensmittel sind gut zu schlucken und helfen, die Appetitlosigkeit zu überwinden.
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