Über die eigenen Grenzen gehen – das müssen doch wohl nur Extremsportler. Einen Marathon bei minus 20 Grad mit freien Oberkörper oder ohne Wasser durch die Wüste in Namibia laufen – das braucht doch kein Mensch. Und trotzdem haben diese und viele andere Guiness Weltrekorde des Holländers Wim Hof auch für Otto Normalverbraucher einen Sinn. Denn der 58-Jährige hat seine Extremleistungen durch eine Methode erreicht, mit der jeder sein Immunsystem trainieren und seine Leistungsgrenzen erweitern kann. Das verschafft uns mehr Energie und stabilisiert die Gesundheit – auch ohne Rekorde.
Die Wim Hof Methode besteht aus drei Komponenten, der Atemtechnik, der Kältetherapie und der Eigenmotivation. Bei der Atemtechnik handelt es sich im Grunde genommen um ein kontrolliertes Hyperventilieren, bei dem der Körper in kurzer Zeit mit sehr viel Sauerstoff angereichert wird. Die Methode ist nicht ganz ohne Risiko.
Wer seinen Körper zu stark fordert, riskiert das Bewusstsein verlieren. Deswegen ist es sehr wichtig, die Atemübung nur in einer sicheren Umgebung auszuführen, etwa im Liegen oder auf der Couch sitzend. Schwangere und Epileptiker sollten die Methode laut Hof nicht nutzen. Wer unter medizinischen Problemen leidet, sollte vor Beginn des Trainings zudem immer erst die Meinung eines Arztes einholen.
Die Atemübung beginnt mit rund 30 Atemzügen. Dabei wird tief durch die Nase eingeatmet bis die Lungen komplett gefüllt sind. Anschließend erfolgt ein kurzes Ausatmen über den Mund. Oft verspürt man im Laufe der Ausführung eine Leichtigkeit im Kopf und ein Kribbeln im Körper. Nach etwa 30 Atemzügen erfolgt ein komplettes Ausatmen gefolgt von einem Luft anhalten. Diese wird so lange angehalten bis man den Drang zum nächsten Atemzug verspürt.
Kann der Atem nicht mehr gehalten werden, erfolgt ein tiefes Einatmen. Sobald die Lungen gefüllt sind hält man die Luft für weitere zehn Sekunden an, danach wird wieder normal geatmet. Das Ganze ist ein Zyklus, der insgesamt drei mal wiederholt wird.
Nach der Atemübung erfolgt dann die Kälteübung, etwa in Form einer kalten Dusche. Anfänger können erst einmal mit einer Wechseldusche beginnen, bei der von warm nach kalt und wieder zurück gewechselt wird. Mit der Zeit sollen die Kältephasen dann ausgebaut werden.
Ein regelmäßiges Training soll die Durchblutung verbessern und die Kälteresistenz fördern. Auch das Immunsystem soll durch die Anwendung der Atemtechnik gestärkt werden.
Dass die Methode ihren gesundheitlichen Nutzen hat, konnten Wissenschaftler in einer Studie nachweisen, bei der dem Holländer ein sogenanntes Endotoxin injiziert wurde, das zur grippe-ähnlichen Symptomen führt. Wim Hof jedoch zeigte keinerlei Regung. Sein Immunsystem schaltete die Viren binnen kürzester Zeit aus. Ein Effekt, der auch von weniger abgehärteten Menschen erreicht werden kann, wie die Wiederholung des Experiments bewies. Dabei infizierten die Wissenschaftler zwei unterschiedliche Gruppen mit den Erregern – eine hatte zuvor nach der Wim-Hof-Methode trainiert, die andere nicht. Die Wim-Hof-Gruppe blieb von von grippalen Infekten verschont, die Probanden der anderen Gruppe dagegen wurden voll erwischt.
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