Forscher der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben ein Achtsamkeitsprogramm speziell für die Anforderungen des Leistungssports entwickelt. Es soll die Konzentration und den Umgang mit Stress verbessern und dabei helfen, die eigenen Emotionen zu regulieren.
Um die Wirksamkeit des „Berliner Achtsamkeitstrainings“ zu bewerten, führten die Wissenschaftler um Prof. Dr. Darko Jekauc (Institut für Sport und Sportwissenschaft, KIT) und Doktorand Christoph Kittler (Institut für Sportwissenschaft, HU) eine experimentelle Studie durch, deren Ergebnisse die Zeitschrift für Sportpsychologie* nun veröffentlicht hat.
In der Untersuchung wurde konkret der Einfluss von Achtsamkeitstraining auf die Regulierung der Gefühle von Sporttreibenden untersucht. Für die Untersuchung, die sich Vorher-Nachher-Vergleiche bediente, wurden 68 Studierende der Sportwissenschaft per Zufall entweder einem Achtsamkeitskurs oder einer Vergleichsgruppe zugewiesen. Der achtwöchige Achtsamkeitskurs beinhaltete praktische Meditationsübungen und Informationen über die psychologischen Wirkmechanismen von Achtsamkeit. In der Vergleichsgruppe erlernten und erprobten die Teilnehmenden in der gleichen Zeit klassische sportpsychologische Techniken, wie Visualisierung und den Aufbau von Selbstvertrauen.
Abbau von ungünstigen Strategien der Gefühlsregulierung
Während der Studie wurde getestet, ob ein Zusammenhang zwischen dem Maß der Achtsamkeit und der Nutzung von günstigen oder ungünstigen Strategien der Gefühlsregulierung besteht. Dabei schälte sich ein genereller Zusammenhang zwischen der Ausprägung von Achtsamkeit einer Person und deren Tendenz zum Einsatz ungünstiger Strategien heraus. Je stärker Achtsamkeit ausgeprägt ist, desto seltener wurden diese ungünstigen Strategien eingesetzt. Man kann daraus schließen, dass achtsamere Sportlerinnen und Sportler seltener unpassende Bewältigungsstrategien für den Umgang mit ihren Emotionen wählen.
Das verwendete Trainingsprogramm steigerte die Achtsamkeit der Teilnehmenden signifikant und nahm dadurch einen indirekten Einfluss auf die Organisation der Gefühlswelt der Sporttreibenden. Achtsamkeitskurse eignen sich damit zur Verbesserung des Emotionsmanagements im Sport – ein Faktor, der zum Beispiel bei Leistungssportwettkämpfen oft entscheidend ist.
Hilfreiche Alternativen
Auch Freizeitathleten können vermutlich vom Achtsamkeitskonzept profitieren, um ihre Gefühle ins Gleichgewicht zu bringen. Dabei muss sicher nicht zwangsläufig das Berliner Training zum Einsatz kommen.
Beliebt sind zum Beispiel MBSR-Kurse, weiß die Apotheken Umschau zu berichten. Die Abkürzung steht für „Mindfulness Based Stress Reduction”, übersetzt: Stressreduktion durch Achtsamkeit. Der amerikanische Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn von der University of Massachusetts habe dieses achtwöchige Programm vor fast 40 Jahren entwickelt und es hat sich seitdem nicht mehr groß verändert. MBSR verbindet verschiedene Techniken des Yoga aus der buddhistischen Psychologie, der Meditation und ganz allgemein der Körperwahrnehmung – und soll nach Ansicht mancher Vertreter wahre Wunder vollbringen. Wer Kurse in seiner Nähe sucht, kann dies übers Internet tun. Aber vielleicht hilft ja auch schon das Herauspicken von Teilelementen ein wenig – Yoga- und Meditationstrainings werden von vielen Fitnessstudios angeboten.
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